Brotgebet
Gib uns Brot
Uns, uns, uns,
Brot für uns,
auf jeden Fall für uns,
immer für uns,
täglich für uns,
immer aufs Neue für uns,
ausschließlich für uns,
in jedem Fall für uns,
an jedem Tag für uns,
zu jeder Zeit für uns,
reichlich für uns,
mehr als reicht für uns,
viel für uns,
ganz viel für uns,
überflüssig viel für uns.
Gib uns ganz viel Brot
wie wir ganz viel Angst haben.
Wiege unsere Milliarden Kilo Angst mit Brot auf
von Alfred Schultz
Niemals alleine sein
Du musst hier sein, bei mir sein, da sein, für mich dasein, immer da sein,
immer für mich da sein.
Ich kann nicht ohne dich sein, ich kann nicht sein, wenn du nicht für mich da bist,
ich kann nicht sein, wenn du nicht immer für mich da bist.
Verlasse nicht den Raum, in dem ich bin.
Gehe niemals aus meiner Nähe.
Sei immer bei mir. Fasse meine Hand.. Lass mich niemals los.
Wenn du sagst, dass das nicht geht, machst du mir Angst.
Ich kann nicht ohne deine Anwesenheit leben.
Mach mir keine Angst. Bleibe da. Immer. Du musst immer da sein.
Du musst. Du musst. Du musst.
Auf jeden Fall. Gehe niemals weg.
Niemals. Niemals. Auf keinen Fall.
von Alfred Schultz
Bitte mache, dass immer jemand da ist
Schicksal oder wie du heisst
mache bitte und unbedingt,
dass jemand immer für mich
da ist.
Schicksal oder wie du heisst
sorge dafür, dass ich jemanden
für mich habe.
Schicksal oder wie du heisst,
mache, dass ich jemanden
ganz für mich und nur für mich
besitzen kann.
Schicksal oder wie du heisst,
nun mach schon, dass immer jemand
ganz und nur für mich
da ist.
Schicksal oder wie du heisst,
du kannst das machen,
ich weiss das.
Mache mir keine Angst,
Schicksal oder wie du heisst.
von Alfred Schultz
Wenn Du einfach so
Wenn Du einfach so dasitzt und mich anschaust,
machst Du mir Angst.
Wenn Du einfach dasitzt und guckst und nichts sagst,
bekomme ich Angst.
Wenn Du einfach die Augenbrauen hebst und zu mir schaust,
bekomme ich Angst.
Wenn Du einfach dasitzt und guckst und die Augenbrauen anhebst,
machst Du mir ganz viel Angst.
von Alfred Schultz
Denk ich an den Frieden in der Nacht
Denk ich an den Frieden in der Nacht,
bin ich plötzlich hellwach.
Denk ich an den Frieden in der Nacht,
bin ich um den Schlaf gebracht.
Denk ich an den Frieden in der Nacht,
seh ich, wo es überall kracht.
Denk ich an den Frieden in der Nacht,
vergesse ich das Wörtchen „sacht“.
Denk ich an den Frieden in der Nacht,
weiß ich: irgendwo wird Krieg gemacht.
Denk ich an den Frieden in der Nacht,
spüre ich der Ängste Macht.
von Alfred Schultz
Lass mich laufen,
Lass mich laufen,
lass mich rennen,
lass mich flitzen,
lass mich sausen,
lass mich meine Beine nutzen,
lass mich meine Beine pflegen und putzen,
lass mich niemals am Ziel sein,
lass mich niemals in Ruhe sein,
lass mich niemals bei mir ankommen,
das macht mich ängstlich und beklommen.
Lass mich laufen
und bitte nicht in Angst ersaufen.
Lass mich rennen
und bitte nicht in Angst verbrennen.
Lass mich flitzen
Und die Angst abblitzen.
Lass mich rasen ohne zu rasten,
so entgehe ich den angstvollen Lasten
von Alfred Schultz
Wenn
Wenn der Atem kaum noch geht,
wenn der Darm sich nicht bewegt,
wenn das Herz unendlich rast,
wenn die Gedanken sich fixieren,
oder sich in tausend Bildern verlieren,
wenn ich in mir selber kreise
auf der blockierten Lebensreise,
wenn ich in meinen Mauern sitze
und dabei fürchterlich schwitze,
wenn meine klaren Gedanken verschwinden,
wenn niemand mich erreicht,
wenn jede Beziehung entweicht,
wenn ich weit entfernt von mir
die Decke auf dem Kopfe nur ahne,
wenn die Gedanken wie Würmer
durch ein Bündel Haut und Knochen kriechen,
wenn ich aufhöre zu sehen und zu riechen,
wenn ich nichts mehr weiß von mir
und doch in Panik an das Leben klammer,
dann kann ich weder bleiben, weder gehn
und bleibe mit der Angst für ewig stehn.
Und bete: Lass mich nicht untergehn!
von Alfred Schultz
Angstgebete
Ein Mensch kann sehr verzweifelt und ängstlich sein. Welche Worte findet er dann? Was spricht er?
ja-einfach-ja Alfred Schultz ernst, komisch, eigensinnig, das ästhetische, ethische, religiöse JA